Braunwald - Klöntalersee

Zwischen Braunwald und Pragelpass erstreckt sich ein gewaltiges Karstgebiet. Das Wandern im Kalk ist beschwerlich – aber lohnenswert.

    

Route:

Braunwald, Gumen – Bützi – Erigsmatt – Drecklochstafel – Chä­seren – Klöntal, Plätz (Bus nach Glarus SBB).
Nicht bei Nässe und Nebel gehen.

Dauer:

Theoretisch 5.5 Stun­den. Wegen der Kar­renfelder kann die Wanderung auch 7 Stunden dauern. 470 Meter auf-, 1525 abwärts. Kürzer am Schluss: Taxi ab Chäseren.

Einkehr:

Am Anfang und am Schluss. Sowie auf Chäseren, bei gutem Wetter offen.

Hinkommen:

Von der Bahnstation «Linthal, Braunwald­bahn» per Standseil­bahn nach Braunwald und per Gondel-/ Sesselbahn nach Braunwald, Gumen.

   

Kolumne von Thomas Widmer

TEUFEL AUCH, WAS FÜR EINE STEINWÜSTE!

Ein schwüler Tag, der Himmel ist bedeckt, wir fahren mit der Standseilbahn hinauf nach Braunwald und beschliessen dort: Doch, riskieren wirs, es wird uns schon nicht grad verhageln! Also hinüber zur Gumenbahn und gleich noch einmal eine Bergfahrt, diesmal in der Gondel. Auf Gumen, 1901 Meter über Meer, reckt sich vor uns der Ortstock gegen den Himmel, Braunwalds Hausberg. Auch er ist übrigens ein tolles, wenn auch anstrengendes Wanderziel. Wir ziehen los, der Weg führt leicht aufwärts durch den Hang, die Alpenflora könnte dazu führen, dass man immer wieder stillstünde und gar nicht vorwärtskäme. Wir geben uns Mühe, die Blümlein zu ignorieren. Bald wird der Weg steiler. Das Bützi, wie unser erstes Ziel heisst, will erlitten sein; einmal meinen wir, wir seien oben, doch es ist nur ein Zwischenplateau. Bereits zieht sich das Feld in die Länge. Wir sind zu sechst gestartet und mittlerweile einen halben Kilometer auseinander.

Endlich das Bützi; wir stehen auf der Grenze der Kantone Glarus und Schwyz. Und wir sehen vor uns ein Wunder, das uns die nächsten drei Stunden verzaubern wird. In der Gegend zwischen Braunwald, dem Bisistal und dem Pragelpass erstreckt sich das grösste Karstgebiet der Schweiz. Eine graue Wüste aus Kalk, in die Regen und Schmelzwasser tiefe Scharten gefräst haben. Man spricht auch von Karrenfeldern. Die Sage geht, dass der Teufel hier einst zwei Feuergäule vor einen Pflug spannte und Rinnen zog.

Durch den Karst halten wir vorwärts, setzen unsere Schritte vorsichtig, dies ist keine Gegend für den Hans-guck-in-die- Luft. Auf einem Schneefeld ruhen Schafe, die es kühl mögen.

Endlich die grüne Oase der Erigsmatt. Bei der Schäferhütte rasten bereits einige andere Wanderer. Der Himmel hält sich ruhig. Ein Vergleich, den ich früher machte, fällt mir an dieser Stelle wieder ein: Die Karrenfelder mit ihren scharfen Spitzen sind wie ein gefrorenes Meer. Das fünfte Mal schon bin ich auf ihnen unterwegs, dies ist eine meiner Lieblingsrouten.

Und weiter, hinauf zum höchsten Punkt des Tages auf 2252 Metern; in der Nähe pfeifen die Murmeli. Hernach geht es nur noch abwärts. Das Wandern im Kalk ist beschwerlich, der Abstieg endlos, die Knie knacken, während wir Stufe um Stufe Höhe vernichten. Beim Drecklochstafel ist der Karrenspuk mehr oder minder vorbei, stattdessen Gras, Felsen, Geröll im konventionellen Mix. Unter uns sehen wir das Tal der Rossmatter Chlü; so die Glarner Aussprache von «Klön». Zur Rechten ein Wasserfall, der jederzeit einen Schweiz-Tourismus-Kalender schmücken könnte, das Wasser kommt vom Firn des Glärnisch.

Bei Wärben erreichen wir ein Strässchen, und kurz darauf langen wir bei der Wirtschaft des Alpweilers Chäseren an; herrlich das Bier und der Alpkäse. Wir könnten jetzt Schluss machen und einen Platz im Alptaxi des Wirtes, einem Pinzgauer, reservieren. Wir verzichten, Ehrensache, die letzte Stunde auf dem Strässchen zu laufen. Also noch einmal 400 Höhenmeter abwärts.

Kurz vor dem Restaurant von Klöntal-Plätz beginnt es zu regnen in sanften, grossen Tropfen. Was für eine Dramaturgie des Himmels! Was für ein Tag überhaupt! Ich will und werde diese Route ein sechstes Mal machen.

    

In Kooperation mit

   

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